Quartalsbericht 3Q2022

Rückblick

Die Strategie stellt weiterhin ihre Standhaftigkeit unter Beweis. Dies im Gegensatz zu der weit verbreiteten Unentschlossenheit an den globalen Finanzmärkten aufgrund der makroökonomischen und geopolitischen Schlagzeilen. Unserer Meinung nach leistet uns die Anlagephilosophie, die von unserem fachlichen Vorbild, Benjamin Graham, während der Grossen Depression der 1930er-Jahre entwickelt wurde, im derzeitigen schwierigen Anlageumfeld besonders gute Dienste.

Ausblick, Gedanken und Themen

Analytische Ansätze für den unternehmerischen Anleger

Benjamin Graham veröffentlichte 1949 erstmals The Intelligent Investor, ein Handbuch für Praktiker, das an das zuvor erschienene akademische Werk Security Analysis von 1934 anschliesst. Darin schlug er drei Bereiche vor, in denen der so genannte «unternehmerische Anleger» gewinnbringende Anlagemöglichkeiten finden kann: (1) «unpopuläre Grossunternehmen», (2) «Schnäppchen» und (3) «Spezialsituationen». Wir haben diese Kategorien immer als äusserst hilfreich empfunden, um unseren analytischen Denkprozess effizient zu gestalten und zu schärfen. Wir sind deshalb daran gewöhnt, die von uns entdeckten besonderen Anlagesituationen einem dieser drei Gefässe zuzuordnen, die wir nach unserem eigenen Modus Operandi definieren und füllen.

Den ersten Bereich bezeichnen wir als «Compounders». In der Vergangenheit haben sie etwa ein Viertel bis ein Drittel des Fondsportfolios ausgemacht. Zu dieser Kategorie gehören bekannte Unternehmen, die auf dem Aktienmarkt in Ungnade gefallen sind, und zwar insbesondere aus folgenden Gründen: [1] Ihre Umsatzwachstumsraten haben sich aufgrund von Anzeichen einer Marktsättigung verlangsamt; [2] ihr Unternehmensschwerpunkt hat sich von hohen Reinvestitionsraten auf Cashflow-Maximierung und höhere Dividendenausschüttungen verlagert; [3] es gab unternehmensspezifische strategische oder operative Zwischenfälle, die zu vorübergehenden Gewinnrückgängen geführt haben; oder [4] sie sind durch extern verursachte makroökonomische oder geopolitische Krisen oder höhere Gewalt wie zum Beispiel Naturkatastrophen in Mitleidenschaft gezogen worden.

Der zweite Bereich, die «Schnäppchen», machen mit weit über der Hälfte des investierten Kapitals seit jeher den prominentesten Teil der gesamten Portfolioallokation aus. Dabei gibt es vier Hauptgründe, die dazu führen, dass die betreffenden Aktien deutlich unter unserer objektiven Einschätzung des inneren Wertes gehandelt werden. [1] Die betreffenden Aktien werden vom Markt vernachlässigt oder ignoriert, weil sie aufgrund ihrer Grösse (z. B. kleine oder mittlere Marktkapitalisierung) oder ihrer Position in der Lieferkette (z. B. Produktion von Zwischenprodukten) wenig bekannt sind oder aufgrund eines bescheidenen Umsatzwachstums und/oder moderater Gewinnspannen ein gedämpftes Gewinnprofil aufweisen. [2] Die Anleger sind besorgt oder sogar ängstlich, was ihre Aussichten betrifft. Dies ist häufig auf drohende Anzeichen eines breit angelegten zyklischen Abschwungs oder auf branchenspezifische Gründe wie zum Beispiel vorübergehende Überkapazitäten in der Produktion zurückzuführen. [3] Die betreffenden Aktien sind für die meisten Marktteilnehmer zu komplex oder unübersichtlich (z. B. Holdinggesellschaften oder anderweitig breit diversifizierte Unternehmen). [4] Es ist schwierig, Zugang zur Geschäftsleitung zu erhalten und als Minderheitsaktionär Einfluss zu nehmen (z. B. bei Unternehmen, die sich keine externen Finanzierungsquellen erschliessen müssen und somit keinen Anreiz haben, Beziehungen zu den Anlegern zu unterhalten und zusätzliche Informationen bereitzustellen, die über die aufsichtsrechtlichen Berichtspflichten hinausgehen).

Der dritte Bereich, die «Spezialsituationen» machen in der Regel den geringsten Anteil des Portfolios aus. Hier finden sich in erster Linie [1] Asset Plays wie Abschläge auf einen leicht beurteilbaren Marktwert (beispielsweise Nettobarmittel oder andere liquide Mittel sowie langfristig gehaltene Aktiva wie wertvolle Grundstücke oder Bodenschätze, die zu historischen Buchwerten bilanziert werden); und [2] andere Besonderheiten wie wesentliche börsenkotierte oder eigenständige nicht börsenkotierte Tochtergesellschaften, Kapitalverflechtungen, Joint Ventures oder Unternehmen, die an Fusionen und Übernahmen beteiligt sind.

Die oben beschriebenen Überlegungen zu den von Benjamin Graham vorgeschlagenen Analyseansätzen und ihrer Einbeziehung in unsere tägliche Arbeit zeigen, wie sehr seine Philosophie unseren Anlagestil prägt. Graham ist uns in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Vor allem inspiriert uns seine mentale Stärke, mit deren Hilfe er auch in turbulenten Marktphasen konstruktiv und kreativ nach profitablen Anlagemöglichkeiten suchte. Wir sind dankbar, dass wir von seiner Weisheit profitieren können, um unsere eigenen Investmentbemühungen kontinuierlich zu verfeinern und zu verbessern.

Mit freundlichen Grüssen

Gregor Trachsel

Chief Investment Officer SG Value Partners AG